Samstag, 24. Oktober 2009

Pasa ba ha'u! Pasa ba ha'u!

Das ist der Satz, den ich in den letzten zwei Wochen wahrschienlich am haeufigsten gehoert habe! "Wirf zu mir! Wirf zu mir!". Das Eis ist endgueltig getaut! Das macht meinen Alltag hier eindeutig froehlocher aber gleichzeitig auch wesentlich anstrengender! Ich verbringe jeden Nachmittag damit mit den Kids Ball zu spielen. Meistens gibt es weder Regeln noch eine feste Gruppe die spielt und auch kein begrenztes Spielfeld. Wir rennen einfach alle einem Ball hinterher! Dabei habe ich meistens an jeder Hand mindestens ein kleines Maedchen (meistens sind es mehr!) und alle erwarten von mir, dass ich ihnen zuwerfe. Dass ich immer nur ein Kinde gluecklich und dafuer alle anderen wuetend mache, ist immer ein bisschen komisch, aber langsam bekomme ich die Tricks raus, wie ich sie trotzdem begeistern kann weiter mitzuspielen. Wenn dann ein paar Minuten lang alle (Jungs und Maedchen zwischen5 und 12 Jahren!) friedlich zusammen spielen ist das echt der siebte Himmel fuer mich! Das passiert leider nur selten, da die Maedchen schnell zickig werden, wenn sie den Ball nicht bekommen und die Jungs natuerlich nie im Leben einem Maedchen freiwillig den Ball zu werfen. Absolut uncool! Dann ist es manchmal stressig da ein bisschen zu vermitteln und gleichzeitig den Ball zu fangen, damit die Maechen mal wieder dran duerfen, dabei aber die Maedels an meinen Haenden nicht zu lange loszulassen, damit sie nicht denken ich wuerde sie nicht mehr moegen, und dann hin und wieder noch Kids zu integrieren, die alleine irgendwo am Rand sitzen ... Hier ein zwei Fotos von meinen Kids. Leider ist meine Kamera jetzt in Jakarta verschollen. Ich weiss nicht ob und wann ich sie wieder bekomme, also ist das mit den Fotos nach wie vor etwas schwierig.


Mein Unterricht laeuft im Prinzip weiter wie immer. Ich bin im Moment ein bisschen frustriert. Es ist einfach nervig, wenn man nicht weiter kommt, weil die Jugendlichen teilweise einfach nur kommen, wenn sie Lust haben. Eigentlich kann da keiner was gegen machen, denn es ist ja ein freiwilliger Sommerkurs. Ich predige jeden Tag, dass sie nur was lernen koennen, wenn sie jeden Tag kommen und dass sie auch die anderen behindern, wenn sie immer nur die Haelfte mitkriegen und ich jeden Tag von neuem anfangen muessen. Ich bezweifle, dass das irgendwas bringt, aber es ist das einzige was ich tun kann. Ansonsten probiere ich halt die Guten, die immer da sind, weiter zu integrieren, indem sie erklaeren helfen. Es ist nur bloederweise ziemlich peinlich fuer sie vor der ganzen Klasse zu reden. Aber auch das wird mit der Zeit ein bisschen besser. Es kommen bestimmt auch wieder bessere Tage, jetzt gerade bin ich schon irgendwie froh, dass morgen Sonntag ist und ich nicht unterrichten muss. Ich hab einfach keine Idee, was ich am Montag machen soll. Auch wenn es manchmal Spass macht, sich Aufgaben ausdenken zu koennen, waere es oft eben doch nett ein buch oder irgendetwas zu haben, nach dem man gehen kann. Das waere auch fuer die Kids wesentlich einfacher, denn dann koennten sie zumindest nachvollziehen, was sie lernen sollten, falls sie Lust dazu haben. Aber naja, ich bemuehe mich einfach und gebe mein bestes.
Letzte Woche war ich dann noch 3 Tage in Dili, wobei ich eigentlich nicht wirklich in der Stadt war, sondern nur auf dem Don-Bosco Gelaende dort. Es war eine Veranstaltung bei der die Jugendlichen, die in den verschiedenen Don-Bosco-Einrichtungen aktiv sind, zusammen gekommen sind. Fuer die Zeit ist hier der Unterricht ausgefallen, also bin ich mitgefahren und war mal wieder Teilnehmerin und nicht Lehrerin. Obwohl ich mich bemueht habe, so viel wie moeglich mit den Jugendlichen zu machen, habe ich doch immer und ueberall einen Sonderstatus. Ich sollte nicht mit den Jugendlichen hinten auf dem LKW fahren, sondern mit dem Padre im Auto (auch wenn das mit dem LKW irgendwie cool gewesen waere, war ich da nicht soo traurig drueber, denn es ist schon ziemlich gefaehrlich und die Tage waren auch so anstrengend genug, da brauchte ich diese 5 Stunden pralle Sonne und keine richtige Sitzmoeglichkeit Aktion nicht) und ich hatte mein eigenes Zimmer und hab nicht wie die Jugendlichen in Klassenraeumen auf dem Boden geschlafen. Aber ansonsten habe ich alles mitgemachte. Es war schoen zu sehen, dass ich inzwischen wesentlich mehr verstehe als vor einem Monat bei der aehnlichen Veranstaltung hier in Venilale. Es gab die meiste Zeit Vortraege von verschiedenen Politikern und Padres. Unter anderem hat der Gesundheitsminister 2 Stunden ueber Aids geredet. Natuerlich gab es auch viele Messen und man hat schon gemerkt, dass es eine religioese Veranstaltung war, aber ich finde es super, dass diese Moeglichkeiten dafuer genutzt werden, die Jugendlichen aufzuklaeren und ein bisschen fuer Politik zu begeistern!

Hier ich mit 4 Jugendlichen aus Venilale. Sie haben sich echt suess um mich gekuemmert und waren total stolz darauf, dass sie eine Auslaenderin dabei haben. Ich bin natuerlich wie immer ordentlich aufgefallen. Wenn da 500 dunkle Timoresen sitzen, dann kann man die knallrote Deutsche kaum uebersehen. Jedes Mal, wenn ich in Dili bin, bin ich froh, dass ich in Venilale wohne, es ist einfach so unglaublich heiss!!!
Den Rest der Zeit war einfach Alltag hier. Ich verlasse das Don Bosco Gelaende hier in Venilale selten, weil es einfach sonst nichts zu tun gibt. Manchmal gehen wir zum Kiosk (3 Min. Fussweg), aber das ist dann auch schon alles. Irgendwie gewoehn ich mich ja schon daran, aber ich haette trotzdem nichts dagegen in einer etwas groesseren Stadt zu wohnen ;).
In der Kueche lerne in immer mehr verschiedene Gemuese und Obstsorten kennen. Letztens musste ich ziemlich lachen, als ich festgestellt habe, dass ich die ganze Zeit Mango gegessen habe, ohne es zu wissen. Die waren einfach noch unreif und sahen dadurch eben nicht so aus, wie wir sie kennen. Die sind dann noch ziemlich sauer, aber man tut einfach ordentlich Zucker dazu, dann schmeckts echt gut!
Ich habe auch schon die Vorboten den Regenzeit mitbekommen! Es hat 2 Tage lang ordentlich geschuettet. Irgendwie war's ja mal ne nette Abwechslung mit den Kindern barfuss durch die Pfuetzen zu springen, aber ich tanke jetzt ordentlich Sonne, ich weiss nicht wie ich 6 solche Monate durchhalten soll!
Ok, das wars jetzt erst mal fuer heute! Ich bin gespannt was die naechsten Woche so passiert. Falls es eine Abwechslung vom Alltag gibt erfahre ich das naemlich immer fruehstens einen Tag vorher...
Ganz, ganz super liebe Gruesse! Ich vermiss euch total!!!
Kyara


6 Kommentare:

  1. Lieschen,
    ich frage mich ja schon seit langem, warum Du und Deinesgleichen nicht einen Crashkurs in Pädagogik und Didaktik bekommen habt. Welch ein Verlust für beide Seiten! Aber eines ist sicher: Du wirst immens viel lernen.
    Super, dass Du jetzt schon richtig am Don-Bosco-Treffen teilnehmen kannst und nicht nur beobachtend dasitzen musst. Genauso schön ist es zu lesen, wie die Kinder Dich jetzt angenommen haben.
    Ja, wie Du mit der Regenzeit umgehst, wenn es wirklich Dauerregen und nicht nur kurze Güsse werden sollten, das haben wir uns auch schon gefragt. Aber dann: Auch hier kommen jetzt die ekligen und dunklen Monate. Heute Nacht wird schon die Uhr umgestellt.
    Vielleicht sollten wir Dir zum manchmal gedanklich etwas Abtauchen ein paar Bücher schicken? (Wie hat die Maus Frederik die Sippe über den Winter gebracht …?)
    Viele kleine Erfolgs- und Freundschaftserlebnisse wünscht Dir
    Mami

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  2. Liebe Kyara, gerade zeigt mir Mami, wie ich in deinen Blog schreiben kann.
    Viiiiielen Dank für deinen großartig langen Brief. Ich habe mich riesig gefreut und antworte demnächst ausführlich.
    Küsschen Omi

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  3. Hallo, Kyara, du timoresische Malae - Großschreibung gibt's auf Tetum wahrscheinlich nicht oder..?
    Bist du "meine kleine Schwester" oder mein Goldmädchen oder meine süße, bewundernswerte Enkelin?
    Ich bin unwahrscheinlich beruhigt, dass du alles supertoll meisterst und dich dabei glücklich fühlst. Besser könnte es ja gar nicht sein.
    Mit großer Begeisterung lese ich die Berichte in deinem Blog, gerade war der neue dran, den du gestern geschrieben hast. Das ist schon ein grandioses Kommunikationsmittel. Das muss selbsdt eine Omi wie ich zugeben und mal ausprobieren, ob das ohne Hilfe klappt.

    Ich stelle mir das vor, wie du sprachlich immer wechseln musst im Verstehen von Tetum, Portugiesisch, Bahasia Indonesia, Spanisch und Englisch. Das trainiert das Gehirn und macht Spaß. Ich fand "polyglotte" Unterhaltungen immer höchst spannend!

    Erstaunlich, dass die Menschen schmutzige Kleidung tragen, dein Zimmer und die Küche aber total sauber wirken.

    Ich möchte jetzt erst mal wissen, ob du das auch wirklich in deinem Blog gefunden hast. Viel lieber würde ich dir ab und zu eine e-mail schreiben, um Persönliches von hier zu erzählen. Schreib mir diese Anschrift bitte. Eine laut PC korrekt gesendete e-mail hast du anscheinend nie bekommen, sonst hättest du sie in deinem wunderbaren Brief erwähnt. Stimmt "kyarak@web.de" nicht?
    Ab Morgen bin ich einige Tage alleine in Kassel. Vom 3. - 17. Nov. werde ich mit Opa wieder "mein" geliebtes Meer an der nordafrikanischen Küste genießen dürfen.

    In Gedanken umarme ich dich. Ich habe dich sehr lieb.

    Keta haluha hau. Atelogu Deine Omi

    PS: Was ich bis jetzt von Tetum kennengelernt habe, erinnert mich an Tonganisch.

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  4. Hey Kyara :)
    Maybe you could get some good ideas for excerices in the internet? As I was a tutor, I copied some of them now and then. Unfortunately I forgot the addresses...well, what do we have google for? :D
    I hope you find some that might be helpful and motivate you again!
    Wow, your play with those kids sounds amazing, you seem to do great pleasing them all. Just remember that it's okay if you don't always get it right for everybody... sometimes you have to put yourself first, too.
    Missing you,
    Meike

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  5. Hallo, Kyara,
    jetzt bin ich alleine in Kassel und habe gleich 2 PC zur Verfügung. Deshalb probiere ich es einfach mal, dir wieder einen Gruß zu schreiben.
    Mir gefällt es , dass du nach wie vor begeistert von der Schönheit der Landschaft schwärmst und dich kaum satt sehen kannst. Übrigens: Die unberührten weißen Sandstrände von Yako (ich weiß nicht, ob ich den Namen jetzt richtig erinnere) sind sicher vergleichbar mit dem, was wir auf einigen Inseln von Fidschi und Tonga erlebt haben, z. B. auf Eua und Ha-apa'i. Das hat mich so tief in der Seele berührt und ich war fast ein wenig traurig,das, was ich als fast überirdisch schön empfunden hatte, nicht richtig in Worte fassen zu können. Mir tut es gut, dass meine Enkelin absolut genussfähig zu sein scheint.
    Ich hätte enorme Lust dich zu besuchen und wünschte mir, topfit zu sein. Dafür würde ich Tetum lernen, sogar mit Freude. Dreimal am Tag Reis und Gemüse zu essen, wäre ganz mein Ding. Nur auf die Banane zum Nachtisch würde ich verzichten (Bananen stopfen). Kennt man in Osttimor überhaupt Brot? Vielleicht Fladenbrot?
    Und wenn schon. Dinkelkekse sicherlich nicht. Also muss ich doch hierblieben!!!
    Deine Beschreibungen von den großen Veranstaltungen finde ich hoch interessant. Früher hast du mir gerne zugehört, wenn ich von solchen Ereignissen in einem fernen Land erzählt habe. Und heute? Ja, so ändern sich die Zeiten. Aber schön ist, dass deine Berichte bei mir viele Erinnerungen an eigene Erlebnisse auslösen.

    Das, was du erlebst, wenn du mit einem der Padres in die Hütten zu den Einheimischen gehst, kann natürlich kein Tourist erleben, noch nicht mal jemand, der längere Zeit in einem solchen Land arbeitet. Du berichtest von armen Leuten, die in sehr einfachen Hütten mit nur wenig Hausrat leben. Die Frage ist nur, sind sie vielleicht sogar glücklich in ihren super bescheidenen Verhältnissen? Denken wir nur, dass sie "arm" sind? Du kennst sicher aus der griechischen Geschichte Diogenes, der in einem
    Fass lebte und absolut nichts besass. Als ihm König Alexander sagte, er dürfe sich etwas von ihm wünschen, antwortete Diogenes: "Geh mir aus der Sonne." Weshalb schreibe ich das? Wenn es darum geht, Not zu lindern und Menschen in ein hartes Leben ein ganz klein bisschen Freude zu bringen, würde ich dir gerne für sie die
    Hunnies schicken, die ich mit meinen Seminaren und Lebensberatungen verdient habe. Also, äußere dich einmal dazu.

    "Deine" Kinder finde ich süss, d. h. gutaussehend, so richtig zum Knuddeln. Da brauchst du doch keinen Teddy mehr. Ansonsten denke bitte immer daran, dass die Padres keusch leben sollen und betöre keinen von ihnen. Sonst leiden sie. Ich denke dabei an meine jahrelange "Geschichte" mit Miroslav, dem Leiter des Priesterseminars von Zagreb.

    Jetzt bin ich sooo gespannt, ob es mir gelingt, das sooo weit bis fast zum anderen Ende der Welt zu schicken.
    Atelogu Deine Omi

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